Schlesien/Polen - Eine bemerkenswerte Reise

Der Jahresausflug des Gartenvereins Scheyern führte in diesem Jahr von Donnerstag 14. Mai bis Mittwoch 20. Mai 2015 nach Schlesien in Polen - einem polnischen  Landesteil mit einer wechselhaften Geschichte sowie einer jahrhundertelangen deutschen Vergangenheit.

Die Fahrt mit dem Reiseunternehmen Kellerer aus Burgheim begann um 06.00 Uhr in Scheyern und ging über die Autobahn vorbei an Regensburg zum ehemaligen Grenzübergang Waidhaus in der Oberpfalz, wo eine Frühstückspause eingelegt wurde. Weiter führte sie uns durch Böhmen/Tschechien, durch abwechselungsreiche, wunderschöne  Landschaften, vorbei an Pilsen und Prag Richtung Mähren. Nach einer Mittagspause weiter vorbei an Brünn, der zweitgrößten tschechischen Stadt, an Olmütz, Ostrau nach Kattowitz in Oberschlesien zum Hotel Diament, unserem Reiseziel für die nächsten drei Tage.

Der zweite Tag begann mit einer Rundfahrt durch die wichtigsten Städte Oberschlesiens, deren Geschichte und Architektur der Bergbau und die Industrialisierung bestimmt hatten. Interessant war ein Rundgang durch die sozial geprägte Arbeitersiedlung Nikischacht in Kattowitz, die durch ihre Bauweise auffiel und vor hundert Jahren für die Kumpels der Gische-Grube (Kohlenbergwerk) errichtet wurde. Die Christuskathetrale in Kattowitz und andere Bauwerke aus der Vergangenheit, aber auch aus der Neuzeit hinterließen ihre Eindrücke. Auch die Stadt Gleiwitz hat heute noch ihren deutschen Charakter mit ihrer Altstadt nicht verloren. Der Sender Gleiwitz ging in die Geschichte ein, war er doch der vorgetäuschte Auslöser zum Überfall auf Polen. Bei der Rundfahrt durch die Stadt wurde auch am Geburtshaus und an der Schule eines vertriebenen Mitreisenden angehalten. Beeindruckend. Den Tag rundete eine Besichtigung der größten, fürstlichen Brauerei von Polen in Tichau ab, die einen jährlichen Bierausstoß von 800.000 Hektoliter hat.

Der dritte Tag brachte die Reisegruppe unter fachkundiger Führung nach Krakau, der heimlichen Hauptstadt Polens. Von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt, begeistert Krakau mit seinen unzähligen Kunstschätzen und einem unverwechselbaren, besonderen Zauber. Ein besonderer Ort für das ganze Land ist der Wawel – die prächtigste Schlossanlage Polens. Die prunkvolle Krönungskathedrale mit der Sigismundkapelle und das Königsschloss mit dem Arkadenhof aus der Renaissance-Zeit sind wahre kunsthistorische Kleinode. Auch das Kollegium Maius der Jagiellonen Universität, die zu den ältesten Universitäten Europas gehört, stand auf dem Besichtigungsprogramm; an dieser UNI studierte einst Papst Johannes Paul II. Eine der künstlerischen Höhepunkte Krakaus war die Führung durch die berühmte Marienkirche mit dem monumentalen Hochaltar von Veit Stoß. Ein Herzstück der Stadt am Marktplatz sind seine Tuchhallen mit zahlreichen Galerien und schönen Cafes, die Krakau zum Erlebnis werden lassen.

Am vierten Tag ging die Fahrt  nach Pleß. Das Pleßer Schloß beherbergt ein sehenswertes Museum, in dem die Wohnkultur des schlesischen Adels veranschaulicht ist. Prunkstück des Schlosses ist der zweigeschossige Spiegelsaal, in dem beliebte Telemann-Konzerte stattfinden. Der im 18. Jahrhundert großzügig angelegte Park ist der schönste dieser Art in Schlesien. Anschließend ging es weiter, vorbei am ehemaligen Konzentrationslager in  Auschwitz nach Wadowice, dem Geburtsort von Papst Johannes Paul II. Ein Rundgang in Wadowice und Besichtigung von Basilika und Taufbecken von Papst Johannes Paul II., danach Weiterfahrt nach Wieliczka. Das dortige Salzbergwerk, urkundlich bereits Anfang des 12. Jahrhunderts erwähnt, wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Der Rundgang durch die bizzar geformten Stollen und Kammern, vorbei an  unterirdischen Seen, wurde zu einem wahren Erlebnis. Ein beeindruckender Schatz ist die in einer Tiefe von 101 Metern liegende Kapelle der "Seligen Kinga" (Kunigunde), geschmückt mit einmaligen Skulpturen und Flachrelief. Die Stollen des noch in Betrieb befindlichen Salzbergwerks haben eine Gesamtlänge von 300 Kilometern.

Am fünften Tag verließen wir Kattowitz zu einer Rundreise durch Oberschlesien. Die Fahrt ging zunächst nach Tschenstochau, dem bekanntesten Wallfahrtsort Polens, der neben Lourdes und Fatima eines der wichtigsten Zentren des Marienkultes auf der Welt ist. Die Gnadenkapelle des Paulinerklosters auf dem Jasna Gora (Hellen Berg) bewahrt das Bild der "Schwarzen Madonna" auf, die als gekrönte Königin Polens verehrt wird. Die Basilika und weitere sakrale Gebäude und Räume hinterließen bleibende Eindrücke. Die selbst unter dem damaligen Kommunismus leidenden und unterdrückten Polen ließen von ihrer Volksfrömmigkeit und katholischem Glauben nicht ab, ja nicht bis in unsere heutige Zeit. Dies war gerade in Tschenstochau und anderen Orten immer wieder sichtbar. Am Nachmittag ging die Fahrt Richtung Oppelner Schlesien, wo oftmals die Ortschilder mit deutschen und polnischen Namen auf die ehemals dort wohnende deutsche Bevölkerung hinweisen. Die Hauptstadt dieser Region ist Oppeln, die grüne Brückenstadt an der Oder. Den Marktplatz, gesäumt von schönen Bürgerhäusern, dominiert das gewaltige Rathaus, das nach dem Vorbild von Palazzo Vecchio in Florenz gebaut wurde. Wichtige sakrale Denkmäler sind die Kathedrale zum Heiligen Kreuz und die Franziskanerkirche. Das ehemalige Deutschtum ist in dieser Stadt nicht zu übersehen. Eine neue Attraktion sind die schönen Künstlerskulpturen an der Universität. Weiter ging es durch Niederschlesien nach Breslau zum Hotel Scandic.

Geprägt war der sechste Tag von den Eindrücken der niederschlesischen Hauptstadt Breslau. Eine Stadt die kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges zu zweidrittel durch Bomben- und Artillerieangriffe zerstört und wieder zu neuen Glanz und alter Attraktivität aufgebaut wurde. Eine beeindruckende Stadt mit einer vielfältigen Geschichte und Vergangenheit. Die besichtigte Jahrhunderthalle, als größte Kuppelkonstruktion der Welt 1913 errichtet, wurde 2006 zum Weltkulturerbe durch die UNESCO erklärt. Auf der ehemaligen Dominsel verdienten die würdigen Kirchen besondere Aufmerksamkeiten, von denen  die St. Johannes Kathedrale von höchsten kunsthistorischem Wert ist. Ein Gang durch das Universitätsviertel mit seinen einmaligen Bauten war sehenswert und beeindruckend. Ein Schmuckstück mit südlichem Flair ist der Breslauer Marktplatz, dessen Mittelpunkt das gotische Rathaus bildet. Am Nachmittag ging die Fahrt weiter zur 25 km nördlich von Breslau entfernten Stadt Trebnitz zum ehemaligen Benediktinerkloster. In der dortigen Basilika befindet sich der Sarkophag der "Heiligen Hedwig", die aus dem adeligen Stamm von Andechs stammte und in Niederschlesien und darüber hinaus segensreich wirkte. Das Kloster wird heute von den Borromäerinnen betreut, dem eine Sozialeinrichtung angeschlossen ist. Der Abend in Breslau war geprägt mit einem Rundgang durchs Zentrum der Stadt. Den Lichtarchitekten gelingt es, die Stadt im Zauber und Magie wirken zu lassen.

Am siebten Tag endete unsere Reise, durch das schlesische Land, das eng verbunden war mit der Deutschen Geschichte und heute noch eine unvergessene Ausstrahlung in allen Bereichen von diesem Deutschtum hat und überall noch sichtbar ist. Über die Autobahn, vorbei an Görlitz, Dresden und Nürnberg ging es zurück mit vielen Eindrücken, Erlebten und Gesehenen zu unserem Ausgangziel Scheyern


Anmerkung:
Dank an die Mitglieder des Gartenbauvereins Scheyern und Gäste, die an dieser Reise teilgenommen haben; auch dem Reiseunternehmen Kellerer Burgheim, die diese Reise geplant, organisiert und durchgeführt haben, ein ganz herzliches Dankeschön. Fetsch.