Schnittkurs bei den Gartlern

Scheyern, 1.8.2015// Zu einem "Baumschnitt im Sommer" hatte der Gartenbauverein seine Mitglieder und Interessenten eingeladen und entsprechend war die Anzahl der Teilnehmer. Der Gartenbauingenieur Thomas Janscheck zeigte zunächst den Teilnehmern in einem theoretischen Teil auf der Streuobstwiese des Vereins den richtigen Schnitt an Obstbäumen und Gehölzen im Spätsommer.
Dabei betonte er zunächst, dass alles im Einklang mit der Zeit der  Natur stehen müsse. Auch alte Bauernregeln hätten bis in die heutige Zeit ihre Daseinberechtigung, trotz  modernster, wissenschaftlicher Forschungsarbeit. Im folgenden ging er zunächst auf  die Unterschiede zwischen einem Winter- und Sommerschnitt ein. Der Winterschnitt diene dem Aufbau der Gehölze in eine entsprechende Form und Größe bis zum Erreichen der Ausbildung der Früchte.

Noch immer scheuten heimische Gartenbesitzer jedoch davor zurück, ihre Obstbäume, Beerensträucher und Hecken im Sommer zu schneiden, weil sie Schäden an Baum, Strauch und Ernte befürchten. Dabei habe, so der bayernweit bekannte Gartenexperte, den gerade so traditionellen, von Erwerbsgärtnern schon lange praktizierte Sommerschnitt gegenüber dem im Winterschnitt eindeutige Vorteile. Allerdings müssten sich viele Gartler von einigen liebgewordenen Praktiken verabschieden. Denn "des hamma oiwei scho so gmacht" sei, so Janscheck, einer der schlimmsten Sätze unter Gartlern. Ab sofort laute das Motto "prüfe alles und behalte das beste".  Janscheck schilderte an einem  Obstbaum, wie ein geschnittener Baum, anders als im Winter, die an ihm ausgeführten Maßnahmen nicht mehr durch ein noch stärkeres Wachstum kompensiert. Zu diesem Zeitpunkt bewirken die kürzer werdenden Tage und das abnehmende Tageslicht im Baum einen Wachstumsstillstand und die Kraft kommt stattdessen den Früchten zugute. Das Obst wird fruchtiger, robuster und auch lagerfähiger.
Bei Kern- und Steinobst sollte in der kalten Jahreszeit überhaupt nicht mehr geschnitten werden. Die Wundheilung an den Schnittstellen sei im Sommer eindeutig besser, auch ohne Wundwachs. Janscheck ging auch auf die unterschiedlichen Schnitttechniken bei den verschiedenen Sträuchern und Bäumen ein, wie auch auf die empfohlene Methode beim Lavendel. Dieser gehöre nämlich im August radikal mit der Heckenschere bis auf halbe Höhe (auch ins Holz) herunter geschnitten, einen Winterschnitt verträgt er nicht. Auch sei es höchste Zeit für den Hecken- und vor allem den Buchsschnitt. Um die gefürchtete „Buchsbaumkrankheit“ zu umgehen, sollte man nicht bei feuchten Wetter im Frühjahr, sondern jetzt bei trockenem und heißem Wetter den Buchs schneiden. Ein Flies schützt die frisch geschnittenen Pflanzen anschließend vor Sonnenbrand.

Zum Schluss des theoretischen Teils widmete sich Janscheck dem Thema "Düngen", bevor es an einem Apfelbaum an dessen Schosser und Triebe ging. Nur bis Ende Juli dürfe mit Stickstoff (auch im Blaukorn enthalten) gedüngt werden, sonst erleiden die jetzt noch angetriebenen Bäume und anderen Gehölze bei Frosteinbruch Schaden. Ab August sei vielmehr eine Düngung mit Kali angesagt, als Frostschutzmittel für Pflanzen, Sträucher und Bäume. Beim praktischen Schnitt an einen Apfelbaum wurde vielen Teilnehmer die Art des Schneidens verständlich vorgeführt. Mit einer allgemeinen Diskussionsrunde wurde der aufschluss- und lehrreiche Kurs abgeschlossen.